Rezensionen

Helmuth Schönauer über “Nimm dich in Acht vor dem lobenden Mund. Des Verwicklungsromans dreizehnter Teil” auf biblio.at:

Ein Hauptstrang des Romans ist die österreichische Literaturgeschichte in Gestalt der Grazer Autorinnenversammlung. Der Trick, um diese Geschichte plastisch erscheinen zu lassen, besteht in der Rotverschiebung der Erinnerung. Der Roman „spielt“ auf zwei Zeitachsen, einmal in der jüngsten Gegenwart so um den April 2021 herum, als mit der Niederschrift des aktuellen Teils begonnen wurde, und als Stoff spielt das Ganze in den Jahren 1994 bis 1996.

Bewunderer dieser Erzählmethode notieren sich immer die beiden Zeitachsen und können es insgeheim nicht erwarten, dass diese demnächst zusammenfallen werden, also die Gegenwart, noch während sie geschieht, offiziell zur Vergangenheit wird.”

Helmuth Schönauer über “Wir sind wir selbst und ich und du. Wir sind Weide, wir sind Kuh. Des Verwicklungsromans zwölfter Teil” (Gegenwartsliteratur 2980):

“Die beiden haben ihre berühmten Filmarbeiten aus der beschriebenen Zeit in die Realität eines Museums überwiesen, damit sie dort gepflegt und aufgearbeitet werden. Jetzt ist viel Platz für die Erinnerung, die vielleicht in zwei Jahren wieder in einem neuen Band erscheinen könnte. Die Breze am Ende des Buches macht Hoffnung. Serien sind beruhigend, sagt jemand einmal beim Zurückblättern in den Jahren. Der Verwicklungsroman ist sogar sehr beruhigend.”

Helmuth Schönauer über über “Hallo hallo, die Hutschnur steigt. Des Verwicklungsromans zehnter Teil” auf biblio.at:

„Nach den Vorgaben artgerechter Haltung wird auch dem fröhlichen Schwein als Maskottchen des Projekts Wohnzimmer breite Entfaltung eingeräumt. Nicht nur der Umschlag ist mit einer sogenannten „Schweinsrüssel-Tapete“ ausgelegt, im Mittelteil stiften allerhand Freunde ihre persönlichen Schweine als Zeichnungen und Darstellungen der Situation „Schwein gehabt“.“

Helmuth Schönauer über “Und wieder vergisst der Tag dann die Nacht. Des Verwicklungsromans neunter Teil” auf biblio.at:

“Mit der Aussicht auf den baldigen zehnten Band der Serie, der dann wohl eine Jubiläumsschleife bekommt, machen Jana und Naz dem Publikum ordentlich Wasser im Mund. Denn die Methode, zwischen Tagebuch und Erinnerung, Literaturkritik und Kulturmanagement, Plot und Standbild ständig zu wechseln, lässt dann im Hintergrund jene Stimmung aufleuchten, die entsteht, wenn sich ironisierende Heldinnen und Helden mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen, stellvertretend für eine ganze Generation.”

Armin Baumgartner über “Und wieder vergisst der Tag dann die Nacht. Des Verwicklungsromans neunter Teil” im Online-Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 10.08.15

Helmuth Schönauer über “Auf und ab, trab trab trab” auf biblio.at:

“Die echte Lebensgeschichte von Helden ist zeitlos wie die Literaturgeschichte, weshalb sie zwar in aufregende Abenteuer verpackt, sonst aber als Kontinuum präsentiert werden muss.“

Jenny Legenstein über “Auf und ab, trab trab trab. Des Verwicklungsromans achter Teil” in Augustin. Das österreichische Boulevardmagazin 352 (10/2013):

Armin Baumgartner über “Auf und ab, trab trab trab. Des Verwicklungsromans achter Teil” im Online-Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 26.08.13:

“Auf und ab, trab, trab, trab ist ein schwungvoll gearbeitetes Kaleidoskop aus Erlebnissen und Erinnerungen, aus Wünschen und Sehnsüchten, Ängsten und Sorgen als auch Macken und Marotten zweier Sprachkünstler, kurz aus ihrem Leben, ihren Ansichten und (devianten) Überlebensstrategien: „ruhestand, sagt der naz, ruhestand ist mir beim arsch lieber als dieses eng- und blödstirnige wachstumsdenken“ (S. 101). – Womit er wohl nicht unrecht hat, der „schöne naz“. So darf man gespannt sein auf weitere Teile des Verwicklungsromans in selbiger verdienter Herausgeberschaft, denn wie heißt es so schön auf Seite 103: „oh, lasst nicht alle hoffnung fahren!“

Werner Schandor über “Alles, was lange währt, ist leise. Des Verwicklungsromans siebenter Teil” in schreibkraft, ausgabe 23/2012:

“Wann ist das Private von öffentlichem Interesse? Und wo fängt die Öffentlichkeit an? – Wenn es nach Ilse Kilic und Fritz Widhalm geht, dann beginnt die Öffentlichkeit im eigenen Wohnzimmer, das nach eigenen Angaben ein fröhliches ist, und zwar seit 1986, also jenem Jahr, in dem das Wiener Autorenpaar einen Kleinverlag namens Das fröhliche Wohnzimmer ins Leben rief. Kilic und Widhalm und ihr Wohnzimmer gehören seither zu den Fixpunkten im literarischen „Underground“ von Wien, aber weil es so etwas vermutlich gar nicht gibt, zumindest nicht in Wien, nennen wir das Ganze besser Off-Szene. Das ist die, wo das Feuilleton der größeren Blätter immer freundlich über die rege Produktion hinwegschaut, weil man das Ganze für nicht publikumstauglich hält und lieber den siebzigtausendsten konventionellen Roman breit abhandelt. Das „fröhliche Wohnzimmer“ aber ist eine ziemlich unkonventionelle Angelegenheit, die ihre Anfänge in den fröhlichen Wohngemeinschaften der ausgehenden 1970er- und frühen 1980er-Jahre nahm.

(…)

In diesem Fall lassen sich mehrere Gründe dafür anführen, sich die Verwicklungen des Romans zu Gemüte zu führen:

1. Weil es um zwei Menschen geht, die Kunst und Privates so sehr vermischen, dass sich das Private völlig aufhebt – und das bereits zu einer Zeit, wo Mark „The age of privacy is over“ Zuckerlberg buchstäblich noch in die Windeln gemacht hat. Auch ein Wort vom Naz sei noch angeführt, das die größeren Zusammenhänge hinter den Selbstauskünften von Janaz erahnen lässt: „zweierbeziehung ist irgendwie pfuigack, also sehe ich es [unsere beziehung] mehr als ein kleines universum, das großes vollbringen kann, und durch unser entspanntes verhältnis, das fast so etwas wie eine ursuppe ist, ist es uns möglich, viele stimmen zu hören, zu denken, zu sagen.“

2. Weil Kilic und Widhalm ein Leben schildern, das nicht glamourös, oberflächlich und verlogen ist wie jenes der meisten TV-Existenzen, sondern fröhlich, prekär und aufrichtig menschenfreundlich. Die kleinen Jobs zum Beispiel, die Kilic und Widhalm vor ihrem ersten Literaturstipendium ergreifen mussten, um sich über Wasser zu halten – Maisfahnen zupfen, Wohnungen renovieren, Holzstöße schlichten, Taxi fahren usw. usf. – sind Gegenstand des sechsseitigen Comics in der Mitte des Buches, das in keinem guten Verwicklungsroman fehlen darf. Dieser Comic über die Jobs verdeutlicht, dass die Kunst, zumal die Off-Szene, in Sachen prekäre Lebensverhältnisse ein echter Vorreiter der gesellschaftlichen Entwicklung war und ist.

Und 3. Weil sie den Titel ihres Buches dem sanft absurden Gedicht Ich habe dich so lieb von Joachim Ringelnatz entnommen haben, und weil insgesamt der fröhlich-flockige Ton und das unkonstruierte Nebeneinander von Jetzt und Damals Alles, was lange währt, ist leise zu einem unterhaltsamen Buch macht – zumindest für jene, die nicht dem Zwang unterliegen, nur Bestsellerromane aus Großverlagen gut finden zu können.”

Eva Riebler über “Alles, was lange währt, ist leise. Des Verwicklungsromans siebenter Teil” in etcetera 44, Juni 2011

Helmuth Schönauer über “Alles, was lange währt, ist leise. Des Verwicklungsromans siebenter Teil” auf Lesen in Tirol, 6.4.11

Helmuth Schönauer über “Zeilen entlang der Zeit. Des Verwicklungsromans sechster Teil” auf Lesen in Tirol, 3.7.09

Sabine Dengscherz über “Wie wir wurden, was wir sind. Des Verwicklungsromans fünfter Teil” im Online-Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 21.5.07

Wolfgang Müller über “Zwischen Zwang und Zwischenfall. Des Verwicklungsromans vierter Teil” in der taz, 3.12.05:

„Man könnte glauben, Jana und Naz lebten gemeinsam in einer Sprudelwelt. Die Sprudelwelt ist eine Welt, aus der die schönen Gedanken, Ideen, Erinnerungen und Wörter nur so heraussprudeln und sich sanft an den Orten festsetzen, wo sie gerade hinperlen. Gelegentlich zutzelt es auch – auch wenn es das deutsche Rechtschreibprogramm nicht kennt und rot markiert: es zutzelt! Österreichisch für lispeln? Oder hat es doch was mit dem Auspellen von Weißwürsten zu tun? Egal, die Frage kann hier vorerst nicht geklärt werden.

Eigenes Erleben, die so genannte Wirklichkeit ent- und verwickeln sich mit der Imagination und umgekehrt. Und wie dieser Roman so zwischen Erinnerung und Gegenwart pendelt, taucht ein Wahrsager auf und damit auch die Zukunft in Person. Er prophezeit dem Naz eine Lebensdauer von 87 Jahren, worauf dieser im Hier und Jetzt hofft, das spätestens mit 86 Jahren vergessen zu haben. Irgendwie ist das Werk natürlich ein Liebesroman, wenn auch ganz anders als die anderen.“

Marietta Böning über “Zwischen Zwang und Zwischenfall. Des Verwicklungsromans vierter Teil” auf carpe librum, 2005:

Günter Vallaster über den “Ergänzungsband” “Reise in 80 Tagen durch das Wohnzimmer” (Das fröhliche Wohnzimmer-Edition 2004) im Online-Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 8.3.05

Petra Ganglbauer über “2003 – Odyssee im Alltag. Des Verwicklungsromans dritter Teil” und “Alles, was lange währt, ist leise. Des Verwicklungsromans siebenter Teil” im Gangway Literary Magazine, 12.9.03 und 1.7.11

Stefan Schmitzer über “Neue Nachrichten vom gemeinsamen Herd. Des Verwicklungsromans zweiter Teil” in schreibkraft, ausgabe 07/2002:

„Dass es da so ein autobiographisches Dings von Ilse Kilic und Fritz Widhalm gibt, ist ja wahrhaft keine Neuigkeit. Dass dieses Dings sich einen Verwicklungsroman nennt, vielleicht auch noch nicht. Dass aber der Verwicklungsroman mittlerweile einen zweiten Teil hat, „Neue Nachrichten vom gemeinsamen Herd“, und in dieser seiner Zweiteiligkeit geilgeilgeil ist, möglicherweise schon.

Die Jana und der Natz, die alter Egos der beiden Gründer des fröhlichen wohnzimmers in deren Autobiographie, sind schräge Kreaturen. No na, wenn ihre Schöpfer und „Modelle“ gleichfalls schräg sind. Aber es handelt sich hier nicht um jene Form artifizieller Schrägheiten, wie wir sie heutzutage als Künstlerkopfputz auf den Vernissagen und in den „herbstbars“ dieser Welt zur Genüge beobachten können. Derlei possierliche Subversion ist nur solange in Mode, wie es Popkultur-Germanisten gibt, um sie wortreich zu rechtfertigen und Schleifchen hirnloser Bewunderung drum herum zu fabrizieren. Die Jana und der Natz aber, und darum geht es letztlich in den beiden Bänden dieses Verwicklungsromans, haben sich nicht unbedingt ausgesucht, das zu sein, was sie sind.

Sie müssten eigentlich recht fertigg’fahren sein, die beiden, in Anbetracht der Lebensumstände, die da so schnodderig geschildert und aufgerollt werden. Dass sie es nicht seien, weil sie die Literatur, oder weil sie sich und ihre Beziehung hätten, solche Moral von der Geschicht’ bleibt einem dankenswerterweise erspart. Warum? – Nun, zunächst, weil Dieses Ufer ist rascher als ein Fluss und Neue Nachrichten vom gemeinsamen Herd zwar einen Roman, aber nicht unbedingt eine Geschichte darstellen. Geschichten treten wohl zutage, zahlreich, bunt und in voller Breite, aber die Gesamtanlage des Werkes umfasst nichts in der Art von Exposé, Steigerung, Höhepunkt etc., und somit eben auch in dem Sinne nichts von einem „Lernziel“. Das Ding heißt nicht umsonst VERwicklungsroman. Es ist ein Dialog in artifizieller (wiewohl – s.o. – schnodderiger) Sprache, der zwei halbwegs heftige Lebensläufe von Szene zu Szene dekonstruiert. Diese beiden Lebensgeschichten selbst werde ich nicht referieren. Lest gefälligst selbst.

Nicht gegeizt wird außerdem mit Stellen, die den Akt des Erzählens, in diesem Falle also des Dialogführens über Geschichten thematisieren, bzw. – was auf dasselbe hinausläuft – mit Wechseln zwischen Jana/Natz an der jeweiligen Station der jeweiligen Geschichte einerseits und Kilic/Widhalm daheim in der Schreibsituation andererseits.

Das ganze Projekt ist sowohl seiner Anlage als auch seiner Stilistik nach so wienerisch, dass es wienerischer eigentlich nimmer geht (ausdrückliche Ausnahmen: Qualtinger und Heller). Wie gesagt: Die Geschichten, die da referiert und weichgeklopft werden, müssten eigentlich ausreichen, aus Menschen Deixfiguren zu machen. Das haben sie nicht geschafft, was sich durch die schiere Existenz der beiden Bände beweist, denn Deixfiguren haben weder soviel Selbstironie noch soviel Ehrlichkeit wie die Jana und der Natz. Auch gibt es keine einzige Stelle, von der man sagen könnte, was man von Qualtinger-Liedgut zu sagen pflegt: Dass man beim Lachen gleichzeitig einen Knödel im Hals kriegt. Nein: Der Verwicklungsroman ist allen Ernstes lustig.“

Sammelrezension zu den ersten drei Bänden von Johanna Lier in der WoZ, 9.12.04:

“Für romantische Weihnachten zu zweit. Wobei man sich gegenseitig mit Vorlesen beschenken darf. Die Wiener AutorInnen Ilse Kilic und Fritz Widhalm verfassten gemeinsam in drei Bänden die Biografie von Jana und Naz. Wobei es oft nicht klar ist, wer was geschrieben hat oder wer nun gerade wer gewesen sein wollte. Es ist die Geschichte einer unverbrüchlichen Symbiose wie auch zweier Liebender und Leidender, die dennoch – geradezu heldenhaft – sie selbst bleiben. Erotische Bücher mit Fotos und Comics, zeit-geistreich und selbst-ironisch, sprach-spielerisch über Liebe und Arbeit in der post-revolutionären Zeit.”

Werner Schandor über “Dieses Ufer ist rascher als ein Fluss! Des Verwicklungsromans erster Teil” im Online-Buchmagazin des Literaturhauses Wien, 15.2.00

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